EPILOG Wenn es stimmt, dass wir aus einer Krise besonders gut lernen können, war das vergangene Jahr eine sehr harte Schule. Es stellte uns gesellschaftliche und moralische Fragen, auf die es keine einfachen Antworten gibt: Wel- che Einschränkungen von Grundrechten sind unter wel- chen Voraussetzungen zumutbar? Was ist uns als Gesell- schaft wichtig? Wo stehen Werte in Konflikt zueinander? Und wie werden diese Konflikte aufgelöst? Was muss verhandelt werden, und was ist nicht verhandelbar? Diese Diskurse zu führen ist anstrengend. Es ist aber Auf- gabe einer pluralistischen Gesellschaft und der Politik, die sie repräsentiert. Sowohl Politik als auch Bürger und Unter- nehmen müssen sich in diesem Aushandlungsprozess so stark wie vielleicht noch nie in der Geschichte dieses Lan- des auf die Bereitstellung wissenschaftlicher Erkenntnisse verlassen. Akzeptierte man zu Beginn der Pandemie noch sehr große Unsicherheiten, ist heute klar, dass viele als al- ternativlos verkaufte Gewissheiten in Wahrheit Werturteile über unterstellt unmündige und unvernünftige Bürger und Unternehmen waren. Nichts aber ist für den Zusammen- halt und die Zuversicht in der Bevölkerung gefährlicher als Ideologie, die als Wissenschaft verkauft wird. Wenn Politik den Realitätscheck verweigert Wir kennen dieses Phänomen der als Pseudo-Evidenz ge- tarnten Verachtung für Spielgäste und Glücksspielanbieter in der Regulierungsdiskussion seit vielen Jahren. Hier be- stimmen nach wie vor wissenschaftlich längst widerlegte Glaubenssätze das Handeln. Dass mehr Angebot zu mehr Problemen führt, ist zum Beispiel solch ein Dogma. Wir bei LÖWEN ENTERTAINMENT haben hingegen seit Lan- gem erkannt: Nur wer Probleme wissenschaftlich fundiert erklärt, kann sie auch gesellschaftlich verantwortlich lösen. Von dieser Erkenntnis ist Politik – sowohl in der Pandemie- bekämpfung als auch in der Glücksspielregulierung – in Teilen noch weit entfernt. Wissenschaft wird nur dann zitiert, wenn sie in das eigene Weltbild passt. So sind allein in Baden-Württemberg 8.000 Arbeitsplätze durch eine völlig realitätsferne, wissenschaftlich bewiesen sinnfreie 40 regulatorische Abstandsvorgabe für Spielhallen, die mit Umsetzung des Glücksspielstaatsvertrags im Juli 2021 in Kraft treten soll, akut bedroht. Verbundspielhallen werden als gefährlich diffamiert und gleichzeitig Online- Casino- Angebote flächendeckend erlaubt. Selbst der staatliche Lottomonopolist will Online-Spielautomaten anbieten. Wir erleben die Renaissance staatlicher Willkür Diese realitätsverweigernde Haltung spiegelte sich auch in der irreführenden Debatte um die Systemrelevanz von Industrien in der Pandemie wider. Die Frage ist dabei nicht, was relevant ist, sondern, welches System die politischen Akteure in Wahrheit im Sinn haben. Denn tatsächlich ist in einer sozialen Marktwirtschaft alles, was am Markt be- steht, relevant für das System; auch das Konzert, der Bow- ling-Abend oder der Besuch in der Spielhalle – es bedient eine Nachfrage und damit Bedürfnisse von Menschen. Die kleinen menschlichen Alltagsfreuden zu negieren, für irrelevant oder minderwertig zu erklären und ihrer markt- wirtschaftlichen Befriedigung prohibitiv zu begegnen, ist Ausdruck einer gefährlichen Ideologie. Denn sie konter- kariert das eigene, offenbar nur vorgeschobene Ziel des Spielerschutzes. Millionen von Menschen konsumieren Glücksspiel. Schon immer. Die Versuche, mit Verboten dagegen anzugehen und legale qualitative Angebote zu marginalisieren, stärken immer nur den Schwarzmarkt und das illegale, unkontrollierte Spiel. Die Folgen und Nebenwirkungen solcher Verbote sind spätestens seit der amerikanischen Prohibition bekannt. Wem das egal ist, der muss sich den Vorwurf gefallen lassen, nicht nur nichts zu lernen, sondern nichts lernen zu wollen. Dr. Daniel Henzgen Mitglied der Geschäftsleitung Bevollmächtigter für Politik und Außenbeziehungen LÖWEN ENTERTAINMENT GmbH